Letzten Freitag machten sich neun Mitglieder der DAV Sektion Dingolfing auf, Österreichs zweithöchsten Berg, die Wildspitze (3700 m) zu besteigen. Die Fahrt führte bei bestem Bergwetter über den Fernpass ins Ötztal. In wenigen Stunden war der Aufstieg zur aussichtsreich gelegenen Breslauer Hütte (2844 m), die für die nächsten Tage als Stützpunkt dienen sollte, geschafft, so dass man noch auf der Terrasse die Abendsonne genießen konnte. Die Nacht verbrachte man im zwar etwas kalten, dafür aber ruhigen Winterraum. Im ersten Morgenlicht brach die Gruppe bei kühlen Temperaturen und wolkenlosem Himmel auf. Der Weg führte über grobes Blockwerk Richtung Mitterkarferner, der jedoch schon sehr weit abgeschmolzen ist. Vor dem ersten Steilanstieg wurde die Gletscherausrüstung angelegt, nun ging es hinauf zur Steilrinne, die jedoch mangels Schnee nicht begehbar war. Ein Stahlseil half über die Reste des Gletschers hinweg zum neu angelegten Klettersteig, der über guten Fels hinauf zum Mitterkarjoch führt. Nach dieser Klettereinlage war der Taschachferner erreicht, der noch den Vorstellungen von einem Gletscher entspricht: Blendend weiß vom Schnee der letzten Woche füllt er sein Hochbecken bis hinauf zu den Flanken der Wildspitze. Ab hier ging es nun in zwei Seilschaften, jede von einem Fachübungsleiter der Sektion angeführt, über den Gletscher. Die Spur führte anfangs nur wenig steil, später aber doch immer mehr ansteigend Richtung Gipfel. Dabei querten die Bergfreunde mehrere Gletscherspalten von beeindruckender Tiefe, bizarr geformt, bestückt mit glitzernden Eiszapfen - ein Naturerlebnis, das begeisterte. Der Gipfel mit seinem großen, neuen Gipfelkreuz war nahezu schneefrei und konnte in leichter Blockkletterei erreicht werden. Obwohl zahlreiche Bergsteiger den Weg hier herauf gefunden hatten, nahmen sich die Bergfreunde Zeit, die grandiose Aussicht zu bestaunen. Zunächst wurden Weißkugel, Similaun und Schwarzkogel bestimmt, etwas weiter entfernt konnte man König Ortler mit seinen Trabanten erkennen und im Südosten zeichneten sich in blauer Ferne die Dolomiten ab, um nur einige Beispiele aus dem 360-Grad-Panorama zu nennen, das nur durch die Erdkrümmung begrenzt schien. Nach ausgiebiger Rast ging es über den Anstiegsweg zurück zur Unterkunft, wo man noch Zeit für eine gemütliche Kaffeestunde fand. Den Rest des Tages nutzten einige zum Klettern der verschiedenen Routen an der Hauswand. Am Abend blickte man zufrieden auf den gelungenen Bergtag zurück und schmiedete schon Pläne für den nächsten Morgen. Auch heute startete die Gruppe bei Sonnenaufgang, diesmal nahm man den Weg auf das Wilde Männle (3019 m) in Angriff. Wieder versprach es ein schöner Frühherbsttag zu werden und man wanderte zunächst fast eben, später auf dem Kamm einer Moräne und schließlich über einen versicherten Steig ins Rofenkar. Von dort ging es über Blockgelände zum Gipfelkreuz, und heute hatten die Neun den Gipfel für sich. Der Blick geht hier tief ins Tal, nach Vent, das noch im Schatten lag, aber auch hinauf zur Wildspitze, die sich von ihrer schönsten, gletschergeschmückten Seite zeigte. Der Abstieg, der Normalweg über Stablein zum Talort, ging zügig vonstatten, so dass man in aller Ruhe das herrliche Bergwochenende ausklingen lassen konnte.